Donnerstag, 17. Mai 2012

Der Blog geht weiter

Meine Befürchtung, das ich als Tagfahrer Graupe nichts erlebe, scheint nicht zu stimmen. Mit angetrunkenden Fahrgästen hat man weniger zu tun, aber Verrückte scheint es zu jeder Tageszeit zu geben.
Ich rege mich im Strassenverkehr natürlich viel öffter auf, als zu Nachtschichtzeiten. Nachts zu fahren, ist dann doch viel entspannter. 
Ich habe gestern ca. 10 Unfälle gesehen, soviele sehe ich normal in ein paar Monaten. Nunja, gestern war aber auch extremer Verkehr. 20 Kilometer Stau Richtung Ostsee, vorm und hinterm Elbtunnel usw..
Ich bin gestern meine erste vollständige Taxischicht gefahren, ohne Stammkunden. Es fing mit einer 5,80 Euro Tour an und ich verzweifelte teilweise. Am Ende standen dann aber doch 184 Euro auf dem Taxameter. Das ist in der Woche nachts kaum zu erreichen. Die Umsätze der Freitag und Samstag Nachtschicht, werde ich dafür nicht am Tage erreichen.
Mein neuer ( alter ) Chef sagte: Jetzt hast Du Ruhe vor mir bis Sonntag und kannst Taxi fahren.
Da ruft mich heute sein Vater an: Du mußt morgen früh um 4.30 Uhr in der Firma sein und ca. 2 Stunden fahren. Mein Gesichtsausdruck hätte ich gern gesehen. Es ist der Grund, weshalb ich damals aufgehört habe in der Firma. Ich hasse frühes aufstehen, das ist absolut nicht mein Ding.
Schön den Papi vorgeschoben, so kann ich nicht meckern.
Das macht man eh nicht in einer neuen Firma. Da wird wohl einer krank geworden sein, dessen Touren ich fahren muß. Ich habe eben die Schicht abgebrochen mit 80 Euro Umsatz, damit ich etwas Schlaf bekomme. Ich bin hellwach und muß um 3 Uhr aufstehen...das wird die Hölle.
Der Kollege, dessen Taxi ich jetzt bis Sonntag fahre, hat sich den Urlaub gut ausgesucht. Es sind nicht gerade Tage, an denen man Geld verdienen kann. Allerdings Sonntag könnte eine richtig gute Schicht möglich sein.
Da stehe ich heute als 5ter Wagen am Posten und jemand versucht die Beifahrertür zu öffnen. Nach ein paar Metern verriegelt sich das Taxi und daran habe ich mich noch nicht gewöhnt. Entriegelt und ein Herr fragt, ob ich englisch spreche. Naja, typisch kommt ja oft vor, das nur südländische Kollegen vor mir stehen.
Er möchte zu einem preisgünstigen Hotel im Bereich Altona. Ich sagte ok, Etap Hotel und beantwortete seine Frage nach dem Fahrpreis mit: Ca. 20 Euro.
Wir klönten etwas ( Wetter, wie er am besten eine Wohnung in Hamburg findet usw. ) Kurz vorm Hotel sagte er, das er uns deutsche liebt, da wir so intelligent sind. Ich wußte jetzt nicht, warum er mir das erzählt, aber er erklärte dann weiter. Das ich mit meiner Schätzung des Fahrpreises so genau liegen würde, hätte er in keinem Land erlebt. Ich schaute aufs Taxameter und da stand 20,50 Euro.
Im Süden von Deutschland ist Taxifahren aber teurer fragte er und ich konnte nur mit i don´t know antworten.
Er verlangte, das ich mit zur Rezeption komme und übersetze. Äh, eine Rezeption ohne englisch Kentnisse wird es doch wohl kaum geben. Ok, ich kam mit rein und ein Südländer stand an der Rezeption. Ich sollte übersetzen, das er für ein bis zwei Tage ein Zimmer benötigt und das steht noch nicht fest. Der Südländer hinterm Tresen sprach perfekt englisch und grinste zurecht. Der Fahrgast sagte zu mir, das ich ihm sein Gepäck bringen soll. Wie komme ich dazu ? Natürlich ging ich zum Taxi und schleppte in 2 Gängen die 4 Gepäckstücke ins Hotel. Immer schön absetzen und 2 Türen per Hand öffnen. Der Fahrgast muß deutlich Übergepäck bezahlt haben, bei 4 schweren Koffern. Er sagte ja etwas von Wohnung suchen und hat wohl sein ganzes Hab und Gut bei sich. Schön die Trageschlaufen abgerissen und Rollen gab es auch nicht.
Nach beendeter Arbeit und einem Taxameter, das seit 10 Minuten nicht mehr läuft, übergab er mir einen 20 Euro Schein und drehte sich um zur Rezeption. Ich stand da wie doof mit dem Schein in der Hand und er diskutierte über einen Rabatt, wenn er mehrere Tage dort bleiben würde. Ich sagte sorry, ich bekomme noch 50 Cent, was erst beim zweiten mal erhört wurde. Dies aber nur, weil der Mann an der Rezeption den Blickkontakt mit mir aufnahm. Mein Fahrgast drehte sich um und ich sah seinen von mir genervten Blick. Er sagte, das ich 20 Euro gesagt habe und diese hätte er bezahlt und schon drehte er sich wieder um.
Was für ein A........ na dann herzlich willkommen in Hamburg. Solche Mitbewohner brauchen wir dringend in dieser Stadt.
An Verabschiedung war nicht im geringsten zu denken. Ich war plötzlich völlig egal für ihn.
Ich wünschte ihm noch einen schönen Abend, darüber rege ich mich jetzt noch auf.
Warum habe ich das nur getan ? Ich hätte sein Gepäck zurück nach draussen tragen sollen, aber ich bin dann immer zu weich.
Das Gepäck mit Bändern und Klebeband, ist eh nur unnötige Arbeit.
Immer erst kassieren, den Fehler mache ich so oft. Warum lerne ich das nach all den Jahren nicht ?
Aldi Einkauf und bitte helfen sie mir beim tragen meiner Tüten. Ich zahle dann oben und sie bekommen dafür Trinkgeld. Dann gab es 60 Cent Tip... Das ist schon ein paar Jahre her, aber ich mache immer wieder den selben Fehler. Erst kassieren und dann entsprechende Dienstleistung vollbringen, das ist sinnig. Ich hoffe ich merke mir das jetzt mal durch diesen Blog.
Wenn der dann 20 Euro gezahlt hätte, dann einfach das Gepäck vors Hotel stellen und Tschüß. Ich muß an mir arbeiten, denn Arbeit muß bezahlt werden.

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